Berlin 10 – Must have seen

Maria Peters, 02. Oktober 2015

Sonntag in Sanssouci.

VorhangSanssouci

Am schönsten – die Bildergalerie. Mit noch fast originaler Hängung – die Bilder mehrreihig dicht nebeneinander, wandfüllend. Mit schweren Rahmen in Gold. Man sollte allerdings weitsichtig sein, um die Bilder in den oberen Reihen zu sehen. Es gibt hier gutes Tageslicht, nur leicht abgeschirmt durch zarte weiße Vorhänge.

Historische Bilder in Tageslicht betrachten zu können, ist heute eine Rarität. Die Farben leuchten, die Bilder leben. Die Glanzstellen der Firnisse verlangen von den Besuchern automatisch auch eine Erkundung des Raums. Auch Turnübungen manchmal.

Rubens und Caravaggio ragen heraus. Wieder einmal bewahrheitet sich, dass die großen Namen nicht nur Namen sind. Sie waren einfach besser, stärker als andere Zeitgenossen. Und man sieht deutlich,  die Meisterbilder werden nicht umsonst so bennant. Die Werkstättenbilder, selbst wenn darunter steht: Vom Meister überarbeitet, überzeugen seltener.

Nur zwei Lieblingsbilder:
Caravaggio, Der ungläubige Thomas (um 1601)

UnglaubigeTh

Rubens, Der Heilige Hieronymus (mit zwei sehr gelangweilten kleinen Engeln an seiner Seite)

Hieronymus

Zurück dann durch die Altstadt von Potsdam und weiter in Richtung Bahnhof über die Friedensinsel. Dort steht ein sehr schöner Ausstellungspavillon. Das Ambiente ist einzigartig.

PavillonAussen

Gleich am Montag 28. September zog ich dann los, um die Gedenkstätte Berliner Mauer zu sehen. Die ist beeindruckend und sehr gut gemacht. Die Trennung Deutschlands, der Schmerz für die Menschen damals, auch die Verrücktheit dieser Situation waren für mich gut nachvollziehbar.

Dann am Reichstag vorbei. Die mutige Kuppel. Und gerade eben bauten sie  die Bühnen für die Feierlichkeiten der 25 Jahre Wiedervereinigung am 3. Oktober auf. Fotografieren also sinnlos, weil recht weiträumig abgesperrt. So war der Weg bis zum Brandenburger Tor, das ja eigentlich gleich hinterm Reichstag liegt, ziemlich weit.

Die Kunstakademie liegt direkt am Platz vor dem Brandenburger Tor. Tausende Touristen tummeln sich hier. Und ebenso viele Bettler und Petitions-Unterschriften-Jäger. Für die Rechte der Taubstummen, für Tiere, für Wälder …

Fluchtartig suchte ich das Weite. Landete aber kurz darauf, weil ich natürlich auch den Checkpoint Charlie und das dortige Mauermuseum sehen wollte, ganz sprichwörtlich in der Traufe. Hier ist DDR-Sentimentalität angesagt. Trabi-Safaris durch Berlin werden angeboten, Souvenirs und private – so genannte – Museen reihen sich aneinander. Dazwischen natürlich Bockwurst. Überall in ganz Berlin gibt es Bockwurst. Auch als Currywurst. Und zur Abwechslung manchmal Wiener Würstchen. Gut, man kann mit Döner – oder, für ganz mutige, mit Omas Suppentopf abwechseln (mit Wurst natürlich, manchmal auch mit sehr verkochtem Fleisch).

Das Mauermuseum seblst war dann so, wie der Schriftsteller Walter Klier aus Innsbruck einmal alternde Tatoos beschrieb: „Sie sehen aus wie verblichene Fotografien, die schon jahrelang in einer Auslage hängen.“

Aber beeindruckt hat mich die enorme Geduld der Besucher beim Lesen der schier endlosen Texte der Ausstellung. Das gibt es nur hier. Davon kann jemand der gerne schreibt in Österreich nur träumen. Seitenlange Texte sind hier auf Schildern von der Decke bis fast bis zum Boden reichend platziert.
Und alle stehen da und lesen stundenlang.

Mein Traum, wieder einmal einen großen Raum mit Text voll zu schreiben, sollte ich wohl hier in Deutschland realisieren.

Am Rückweg besuchte ich dann das Denkmal Topographie gegen den Terror. Es erzählt von den letzten Kriegsjahren in Berlin. Gut ausgesuchtes Fotomaterial und wiederum sehr ausführliche Texte. Eine gelungene architektonische Lösung. Hier verbrachte ich noch etwa eineinhalb Stunden. http://www.topographie.de/<

Die letzte Station an diesem Tag war dann die East Side Gallery zwischen Ostbahnhof und Warschauer Brücke. Vor den hier platzierten Mauerteilen mit Wandmalereien führt eine vierspurige Straße vorbei. Das erschwert die Betrachtung der Bilder. Vom Gehsteig direkt vor den Malereien aus sieht man nichts, da ist man zu nahe dran. Ich ging also auf der gegenüberliegenden Seite, in angenehmer herbstlicher Abendsonne. Die Autos stören zwar den freien Blick, auch ist die gesamte Länge der Gallery zugeparkt, aber die Bilder sieht man von hier aus trotzdem besser. Schließlich wurden sie auf Fernwirkung gemalt. Unvermeidlich: Das Foto vom Bruderkuss. Es ist eigentlich nicht mehr das originale Bild, wie ich las. Dieses wurde 1990 bei der Sanierung –natürlich nur aus Versehen – weggewaschen. Nach allgemeinen Protesten malte es der Künstler neu.
Trauben von Touristen lassen sich davor fotografieren.

Bruderkuss
Und dann: Die letzte Abendsonne an der Station Warschauer Brücke.
WarschauerStation



Maria Peters, 02. Oktober 2015


2 Kommentare

  • Torsten sagt:

    Hallo Maria,
    verfolge Deine Eindrücke und Erlebnisse aus der fernen Provinz mit großem Interesse. Beim Lesen Deines heutigen Beitrags u. a. über die Berliner Mauer, habe ich für mich eine interessante Feststellung gemacht. Vor meinem Bürofenster in Erfurt steht seit vielen Jahren auch ein Stück der Originalmauer (hat mal eine große Zeitung gespendet und zur Mahnung aufstellen lassen). Fakt ist, ich habe es nicht mehr wahrgenommen, es wurde mit der Zeit für mich „unsichtbar“. (Na gut, das Stück Mauer verändert oder beeinflusst mein Leben hier und heute ja auch nicht wirklich).
    Ich freue mich schon auf Deine nächsten Artikel.
    Viele Grüße
    Torsten B.

    • Maria Peters sagt:

      Lieber Torsten!
      Ach, das freut mich aber, wenn Du das einsame Mauerstück wieder einmal wahrgenomen hast. Mit Bildern in der Wohnung ist es ja ähnlich. Ich als Malerin mag es ja am liebsten, wenn die Leute die Bilder immer wieder einmal neu hängen. Staune oft selber, wie ein Bild an einem neuen Platz wieder anders wirkt. Weißt Du übrigens, dass Gunter und ich am Samstag in Gotha einkehren werden? Ich hoffe sehr, wir sehen uns!
      Alles Liebe
      Maria

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